Sonntag, 07.12.2025

Hanau legt Leitbild für Haus für Demokratie und Vielfalt vor

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Die Stadt Hanau hat einen Leitfaden vorgelegt, der künftig als Wertekompass für das Haus für Demokratie und Vielfalt am Kanaltorplatz dienen soll. Der Magistrat hat das Papier bereits gebilligt, über seine formelle Annahme entscheidet die Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag. Das Gebäude soll 2026 öffnen und als zentraler Ort für Begegnung, Bildung und zivilgesellschaftlichen Austausch fungieren.

Entstehung und Beteiligungsprozess

Der Leitbildentwurf entstand in diesem Jahr in einer Arbeitsgruppe, die zwischen Mai und Oktober viermal zusammenkam. An dem Prozess wirkten Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, zivilgesellschaftlicher Organisationen, Fachstellen, lokaler Unternehmen und Mitglieder der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung mit. Begleitet wurde die Arbeit von Fachleuten aus Demokratieförderung, Extremismusprävention und antirassistischer Bildungsarbeit. Namentlich eingebunden waren unter anderem Serpil Unvar von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar sowie Dr. Reiner Becker vom Hessischen Landesdemokratiezentrum. Eine externe Agentur unterstützte die Ausarbeitung.

Schon zu Beginn hatten Delegierte der Fraktionen in zwei Sitzungen Rahmengrundsätze festgelegt. Auch Bürgerinnen und Bürger konnten sich beteiligen, etwa bei öffentlichen Veranstaltungen und beim Richtfest des Hauses. Nach Angaben der Verwaltung flossen diese Impulse in die Strukturierung des Leitbildes sowie in zentrale Bestandteile wie Vision, Auftrag und Werte ein.

Inhalte und Zielsetzung des Leitbildes

Das Leitbild legt die Identität, die Wertebasis und die Zielsetzungen des künftigen Hauses fest. Es ist als verbindlicher Orientierungsrahmen gedacht für alle Aktivitäten und Projekte in dem Gebäude, das Begegnung, Veranstaltungen und gesellschaftlichen Dialog ermöglichen soll. Die Stadtverwaltung betont, dass das Haus ausdrücklich für die gesamte Stadtgesellschaft offen sein soll und auch kontroverse Themen ihren Platz haben werden. Entscheidend seien die Einhaltung sachlicher, respektvoller und fairer Gesprächsregeln.

Die Verantwortlichen beschreiben das Papier als wissenschaftlich fundiert und gut verständlich. Es soll nicht nur programmatisch wirken, sondern auch eine Abgrenzung gegenüber antidemokratischen Bestrebungen markieren. Durch niedrigschwellige Bildungsangebote und interaktive Formate soll das zivilgesellschaftliche Engagement für eine wehrhafte Demokratie gestärkt werden.

Hintergrund und nächste Schritte

Die Einrichtung des Hauses geht zurück auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem September 2020 als Reaktion auf den rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020. 2021 erwarb die Stadt das frühere Bankgebäude am Kanaltorplatz, das in Sichtweite zum ersten Tatort liegt. Mit der Aufnahme in das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus und der Förderbewilligung wurde die finanzielle Grundlage für die Umnutzung geschaffen. Der Masterplan Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit hatte im Dezember 2023 die ideelle Basis gelegt, die Konzept- und Sanierungspläne bestätigte die Stadtverordnetenversammlung im Oktober 2024.

Stimmt die Stadtverordnetenversammlung am Montag dem Leitbild zu, wäre dies nach Angaben der Verwaltung ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Eröffnung 2026. Oberbürgermeister Claus Kaminsky wertet das Dokument als bedeutenden Schritt und als Ausdruck gelebter Vielfalt und aktiver Zusammenarbeit in Hanau. Sozialdezernent Dr. Maximilian Bieri bezeichnete das Ergebnis als konsensfähige Empfehlung, die breite Teile der Stadtgesellschaft mittrügen, und dankte den zahlreichen Beteiligten aus Zivilgesellschaft, Politik und Fachwelt.

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