In Frankreich zeichnet sich eine potenzielle neue Eurokrise ab, die durch hohe Verschuldung und Reform-Unwilligkeit vorangetrieben wird. Die aktuelle Verschuldung des Landes beträgt alarmierende 116% des BIP, weit über dem in der Eurozone erlaubten Wert. Das Defizit liegt bei 5,4% des BIP, was über dem maximal erlaubten Wert von drei Prozent liegt. Diese Situation hat dazu geführt, dass Investoren hohe Risikoaufschläge für französische Staatsanleihen verlangen und Ratingagenturen die Bonität des Landes herabgestuft haben.
Die EZB-Rat und Notenbanker, darunter François Villeroy de Galhau, zeigen sich besorgt angesichts der Inflationsrate in Frankreich, die fast deflationär ist, und des niedrigen Wirtschaftswachstums. Die Konsumstimmung ist schlecht, was zu einem Rückgang bei Investitionen und Vertrauen führt. Obwohl die EZB spezielle Maßnahmen für stärker verschuldete Staaten hat, wurden diese bisher noch nicht eingesetzt.
Trotz dieser besorgniserregenden Entwicklungen bleiben der EZB-Rat und Notenbanker äußerlich gelassen. Die Finanzmärkte wurden bisher durch das massive Eingreifen der EZB stabilisiert. Es wird jedoch die Notwendigkeit von Haushaltsdisziplin und Reformen in Frankreich betont, um einer möglichen neuen Eurokrise vorzubeugen. Der EZB-Rat hat vorerst beschlossen, bei den Zinssätzen zu verharren, um die Situation in Frankreich nicht weiter zu verschärfen.

