Der Rheingau-Taunus-Kreis hat am 8. Dezember das Smartphone-basierte System Mobile Retter eingeführt. Über eine App werden medizinisch qualifizierte Ehrenamtliche in der Nähe bei Herz-Kreislauf-Stillständen alarmiert, um bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes Erste Hilfe zu leisten. Der Kreis ist nach Wiesbaden und Groß-Gerau die dritte Region im Rhein-Main-Gebiet, die das Modell einführt.
Wie das System arbeitet
Die Leitstelle aktiviert das System bei Verdacht auf Herz-Kreislauf-Stillstand bei Erwachsenen und Kindern. Die App lokalisiert die beiden nächstgelegenen registrierten Ersthelferinnen und Ersthelfer und navigiert sie direkt zum Einsatzort. Ein Taktgeber unterstützt die richtige Rhythmik bei der Herzdruckmassage. Findet sich ein öffentlicher Defibrillator in der Nähe, wird ein weiterer Helfer dorthin geleitet.
Ziele und erwarteter Nutzen
In Deutschland erleiden jährlich mehr als 120.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb von Krankenhäusern. Die Überlebensrate liegt derzeit bei etwa zehn Prozent. Nach Angaben der Initiatoren könnte ein flächendeckendes Ersthelfersystem bundesweit mehr als 10.000 Menschenleben pro Jahr retten, weil die ersten Minuten über Erfolg oder Misserfolg der Wiederbelebung entscheiden.
Organisation und Einsatzberechtigte
Zum Start richtet sich das Projekt gezielt an Angehörige von Rettungsdienst, Feuerwehr und Katastrophenschutzeinheiten. Damit sollen Abläufe getestet und Erfahrungen gesammelt werden, bevor die Teilnahme für einen größeren Personenkreis mit entsprechender Qualifikation geöffnet wird. Die Registrierung erfolgt über die Mobile-Retter-App oder ein Online-Portal. Nach Prüfung der Qualifikation werden die Freiwilligen für Einsätze freigeschaltet.
Sicherheit und Rolle im Rettungssystem
Nach Angaben der Verantwortlichen ersetzt Mobile Retter nicht den Rettungsdienst oder bestehende Voraushelfergruppen, sondern soll die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe überbrücken. Die App erfüllt nach Angaben der Betreiber hohe Sicherheitsstandards. Zugriffe sind geschützt, Einsatzdaten werden verschlüsselt übertragen und die Kommunikation läuft über die Leitstelle. Ein verpflichtendes Einsatzprotokoll soll zudem die Nachsorge strukturieren.
Landrat Sandro Zehner hebt hervor, dass durch das System ein wichtiges Bindeglied in der Rettungskette geschaffen werde, weil medizinisch qualifizierte Freiwillige bereits vor dem Rettungsdienst mit lebensrettenden Maßnahmen beginnen können. Der Ärztliche Leiter im Rettungsdienst, Matthias Nagel, betont, dass im Mittelpunkt Ehrenamtliche stünden, die ihre Fähigkeiten für andere einsetzen und so kritische Minuten überbrücken.
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